Ortsverband Wolfratshausen

Red’ mit – Demenz

Ein Grundstück für ein neues Demenzzentrum wird weiter gesucht. Die CSU betont, wie wichtig die Einrichtung ist.

Wolfratshausen – Wie wichtig ein Demenzzentrum für die Stadt Wolfratshausen auch in der Zukunft sein wird, verdeutlichte ein Vortrag mit anschließender Diskussion im Rahmen der CSU-Veranstaltungsreihe „Red’ mit“ am Donnerstag im Gasthaus Löwenbräu. Die Ortsvorsitzende – in Personalunion Sprecherin der CSU-Stadtratsfraktion – Claudia Drexl-Weile begrüßte rund 20 Besucher.

„Es wäre eine Katastrophe“: AWO-Zentrum ist nicht mehr regelkonform – eine Lösung ist nicht in Sicht

Die Vorstandsmitglieder Claudia Hollstein und Hans-Jürgen Neubauer berichteten, dass aktuell ein Drittel der über 90-Jährigen an einer demenziellen Erkrankung, umgangssprachlich oft gleichgesetzt mit Alzheimer, leide. Bei den über 85-Jährigen seien es 20 Prozent und bei den 65- bis 70-Jährigen drei Prozent. Frauen seien etwa doppelt so häufig von der Krankheit betroffen wie Männer, was jedoch auch an der statistisch höheren Lebenserwartung von Frauen liege.

Demenz: „Fast jede Familie wird betroffen sein“ – AWO-Experten geben Prognose ab

Besorgt zeigten sich die beiden Referenten – sie sind keine Mediziner, sondern haben nach eigenen Worten ausführlich recherchiert – über die Prognosen. Im Moment kämen auf eine demente Person 8,3 gesunde Personen. Im Jahr 2056 würden nur noch 2,4 Gesunde auf einen Alzheimer-Patienten kommen. „Fast jede Familie wird in Zukunft in irgendeiner Form betroffen sein“, sagte Neubauer. Noch werde gut die Hälfte der Pflegebedürftigen Zuhause versorgt, nur 24 Prozent lebten in einem Heim. Doch bald würden die geburtenstarken Jahrgänge kommen, sodass die Pflegeheime mehr Menschen aufnehmen müssten. „Deshalb ist es für eine Stadt so wichtig, das Thema ernst zu nehmen“, betonte Hollstein.

Demenz-Zentrum steht vor dem Aus: Ein neues Grundstück wird gesucht

Die Stadt Wolfratshausen tut das, indem sie dem Seniorenzentrum mit Schwerpunkt Demenz der Arbeiterwohlfahrt (AWO) am Paradiesweg hilft, ein Grundstück für einen Neubau zu finden. Wie berichtet genießt die Einrichtung nur noch bis 2026 Bestandsschutz. Das vor mehr als 40 Jahren gebaute und 2002 sanierte Haus entspricht nicht mehr dem Bayerischen Wohn- und Pflegequalitätsgesetz, weil es zum Beispiel nicht hundertprozentig barrierefrei ist.

Der geplante Neubau in der Nähe des Gewerbeparks im Schatten des Autobahnzubringers scheiterte vergangenen Herbst am Immissionsschutz (wir berichteten). Der stellvertretende CSU-Ortsvorsitzende und Vize-Bürgermeister Günther Eibl berichtete am Donnerstag, dass die Kommune aktuell im Gespräch mit einem Grundstückseigentümer sei. „Wir sind auf einem gutem Weg“, sagte er. Eibl nannte aber keine Details, um die laufenden Verhandlungen nicht zu gefährden.

CSU will sich für AWO-Heim einsetzen

Die anwesenden CSU-Mitglieder und Besucher waren sich einig, dass man mit vereinten Kräften für den Verbleib des mehrfach ausgezeichneten AWO-Heims in der Loisachstadt kämpfen sollte. Eibl sprach vom „Gesundheitsstandort Wolfratshausen“ mit seiner Kreisklinik, der gerade entstehenden Klinik für psychisch kranke Menschen an der Königsdorfer Straße, der Heilerziehungspflegeschule an der Bahnhofstraße und dem guten Netzwerk an Organisationen und Vereinen im Bereich Soziales und Pflege.

70 Bewohner leben im Demenzzentrum – auch Mitarbeiter wollen eine Perspektive

Die Sozialreferentin des Stadtrats, Gerlinde Berchtold (SPD), betonte, dass nicht nur die rund 70 Bewohner des AWO-Seniorenzentrums am Paradiesweg und ihre Angehörigen, sondern auch die 75 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine Perspektive brauchen. „Die AWO ist froh, dass man ihr Zeit lässt, einen neuen Standort zu suchen“, sagte sie in ihrer Funktion als Ortsvorsitzende der AWO. Ex-CSU-Stadtrat Peter Plößl warnte: „Es wäre für unsere Stadt eine Katastrophe, würde ein Haus von solch hoher Qualität fehlen.“

Quelle: Loisachbote vom 05.03.2024