Ortsverband Wolfratshausen

Ein Landrat für alle oder: Alles für den Landrat?

Wolfratshausen 05. Februar 2022

Sehr geehrter Herr Landrat,

im Isar-Loisachboten vom 5./6. Februar 2022 ist unter der Überschrift „Wir müssen die Zukunft wagen“ ein ganzseitiges Interview mit Ihnen abgedruckt, in dem Sie u.a. die Wolfratshauser CSU erwähnen. Wir gestatten uns daher, Ihnen ebenso öffentlich zu antworten.

Der wichtigste Punkt für uns ist Ihre Stellungnahme zum Wolfratshauser Krankenhaus. Sie sagen, dass Sie nicht verstehen, dass „bestimmte handelnde Personen in der Kreisklinik“ Ihnen „nicht über den Weg trauen“ würden. Dies ist nicht gerade eine vertrauensbildende Äußerung.

Wenn Sie dazu im Folgesatz Ihre politische Absicht wiederholen, „der Erhalt des Standortes mit Gesundheitsleistungen“ sei Ihr oberstes Ziel, dann haben Sie aus den Diskussionen des vergangenen Jahres keine oder nicht die richtigen Schlüsse gezogen: Wir wollen kein Gesundheitszentrum in Wolfratshausen. Für uns kommt nur der Erhalt des Krankenhauses, nicht eines Standortes in deutlich reduzierter Form in Frage. Dies sollte auch Ihr oberstes Ziel sein.

Die Kreistagsfraktion der CSU hatte vor wenigen Tagen Besuch aus dem Landkreis Eichstätt. Dort werden ganz bewusst zwei Krankenhäuser im Landkreis unterhalten und unterstützt. Der Landkreis Eichstätt ist mit unserem Landkreis vergleichbar und ein Beispiel dafür, dass ein solcher Weg möglich und erstrebenswert ist.

Im weiteren Verlauf des Interviews bezeichnen Sie das Handeln der Wolfratshauser CSU als „unsägliches Tun“, und weiter, dass „manch handelnde Personen der Wolfratshauser CSU“ Ihre mangelnde Unterstützung des Landkreis-Nordens „permanent befeuern“ würden.

Gerne erläutern wir Ihnen an einigen Beispielen, die allerdings nicht vollständig aufgezählt sind, warum wir uns des Eindrucks mangelnder Unterstützung nicht erwehren können:

Betrachten Sie einmal Ihr Verhalten bei der Diskussion um die Auflösung der Geburtshilfestation an der Kreisklinik Wolfratshausen. Sie hatten sich für eine Schließung ausgesprochen. Nur Dank Wolfratshauser Initiativen und der Bemühungen der Kreisklinik selbst gelang es, diese Station zu erhalten. Zwischenzeitlich zeigt sich, dass der Erhalt die absolut richtige Entscheidung war.

Vor einigen Jahren hatten Sie die Initiative ergriffen, die Kfz-Zulassungsstelle in Wolfratshausen zu schließen und nach Bad Tölz zu verlagern. Und dies, obwohl Ihnen die Zulassungszahlen im Raum Geretsried/Wolfratshausen (die weit über denen in Bad Tölz lagen) bekannt waren und die meisten Bewohner dort angesiedelt sind. Dennoch betrieben Sie die Verlagerung nach Bad Tölz. Nur der Protest aus Geretsried und Wolfratshauen führte dazu, dass die Zulassungsstelle in Wolfratshausen erhalten blieb.

Damit nicht genug. Erst vor kurzer Zeit kam ein weiterer Punkt hinzu: Die Ansiedelung der Hochschulniederlassung „Tizio“ in Bad Tölz und nicht im Raum Wolfratshausen-Geretsried. Zweck von „Tizio“ ist bekanntlich die Zusammenarbeit von Unternehmen und Hochschule. Die Städte Geretsried und Wolfratshausen, als gemeinsamer Standort mit den meisten interessierten Unternehmen (nebst deutlich besserer Verkehrsanbindung) im gesamten Landkreis, hatten sich um die Ansiedelung beworben.

Sie behaupten: „Nein. Das (gemeint ist die Ansiedelung in Bad Tölz) habe ich wirklich nicht eingefädelt. …(Die Hochschule) hat die Standorte bewertet und Bad Tölz als den am geeignetsten benannt“. Sie wissen, dass dies nicht den Tatsachen entspricht. Jedenfalls haben Sie damit eine Formulierung gewählt, die einen falschen Eindruck entstehen lässt. Wir fragen Sie: Haben sich nicht Gremien des Kreistags – neben der Hochschule – mit der Standortfrage ebenfalls befasst? Haben nicht Sie als Landrat auch Empfehlungen ausgesprochen? Und vor allem: Sind die Vergabekriterien während es gesamten Vergabeverfahrens unverändert geblieben oder wurden diese Schritt für Schritt „angepasst“?

Vielleicht können Sie nun nachvollziehen, dass die Argumente aus Wolfratshausen nicht unberechtigt sind. Wir würden uns wünschen, dass Sie tatsächlich ein Landrat für alle sind und auch bei Ihren künftigen Entscheidungen und Zielsetzungen ernsthaft darauf achten.

Mit freundlichen Grüßen

 

Claudia Drexl-Weile
CSU Ortsvorsitzende Wolfratshausen